Wie der Bremsen-Service sich verändert

Die zunehmende Elektromobilität schwebt wie ein Damokles-Schwert über den Kfz-Werkstätten. Bleibt in Zukunft noch genügend zu tun? In Bezug auf den Bremsenservice gilt ein eindeutiges „Jein“. Nach Aussagen verschiedener Aftermarket-Experten wird sich der Servicebedarf an diesen Fahrzeugen in zwei Richtungen entwickeln. Während klassische Servicearbeiten wie Zahnriemenwechsel oder Ölwechsel bei reinen Elektroautos wegfallen, führt die Zunahme an Hybridfahrzeugen durch den doppelten Antriebsstrang eher zu einem steigenden Servicegeschäft. Auch der Bremsenservice wird sich durch die zunehmende Elektrifizierung verändern, aber weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

Bremssystem für Elektrofahrzeuge aus einem Regal

Die Fahrzeugbremsen sind auch im Elektrofahrzeugen sicherheitsrelevante Verschleißteile, die regelmäßig überprüft werden müssen. Den Servicebetrieben kommt derzeit noch zugute, dass sich die Bremssysteme in aktuellen Elektroautos grundsätzlich nicht von denen eines Autos mit Verbrennungsmotor unterscheiden. In der Regel bedienen sich die Fahrzeughersteller noch aus ihren üblichen Teileregalen.

Gleichzeitig geht er davon aus, dass sich das mit zunehmender Zahl an elektrifizierten Modellen ändern wird. Was es allerdings schon gibt, sind Detailentwicklungen an den einzelnen Bauteilen der Reibbremsen, wie spezielle Bremsbeläge und –scheiben, die auf die besonderen Anforderungen in Elektrofahrzeugen ausgerichtet sind.

Verschleiß nimmt beim Elektrofahrzeug ab

Fest steht, dass der Bremsenverschleiß in Zukunft rückläufig sein wird. Durch die Möglichkeit zur Rekuperation in Elektroautos wird die Reibbremse deutlich weniger beansprucht. Hinzu kommt eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit, wie sie bereits viele Hersteller eingeführt haben.

Gleichzeitig rückt ein anderes Problem in den Vordergrund. So berichtet ZF Aftermarket, dass durch die Rekuperation elektrische Fahrzeuge bis zu 80 Prozent weniger Bremseingriffe aufweisen als Verbrennerautos, wodurch die Gefahr der Korrosion an Belägen und Scheiben ansteigt. Bei geringer Nutzung oder längeren Standzeiten können die Beläge von innen aufblühen. Im Falle einer Notbremsung darf es aber zu keinerlei verzögertem Ansprechen oder geringerer Bremsleistung kommen. Die Zulieferindustrie spricht hier von „eingeschlafenen Bremsen“, die es unbedingt zu vermeiden gilt.

Alter vor Verschleiß

Der Bremsenservice bei Elektroautos wird sich also in Zukunft dahingehend verändern, dass ein Wechsel von Belägen und Scheiben weniger aus Verschleiß- als vielmehr aus Alterungsgründen durchzuführen ist. Allerdings arbeiten die Zulieferer auch hier bereits an Lösungen, die die vorzeitige Alterung der Teile verhindern soll. So produziert Bremsenhersteller Brembo bereits spezialbeschichtete, nitrocarburierte Bremsscheiben in den USA und China. Auch keramik- oder wolframbeschichtete Scheiben sind in der Entwicklung und sollen laut Brembo bis zu 90 Prozent weniger verschleißen.

Service wird komplexer

Im Moment wird der Alterung aber noch mechanisch entgegengewirkt. Dazu werden in das Fahrzeugmapping (Kennfelder, die in den Steuergeräten. z. B. zum Motor- oder Bremsenmanagement, hinterlegt sind) kontrollierte Bremseingriffe einprogrammiert, um die Bremsscheiben- und beläge regelmäßig zu „putzen“, was wiederum den Verschleiß fördert. Und im neuen ID.3 von VW erlebt mit der Trommelbremse eine alte Bekannte ihr Comeback. Die Entwicklung von Continental mit integrierter elektromechanischer Parkbremse ist laut Hersteller besonders robust und wartungsarm und für die hohe Lebensdauer von Elektrofahrzeug optimiert.

Qualifikation notwendig

Die geschlossene Bauweise macht sie weniger anfällig für Korrosion, der Bremsenstaub entweicht nicht sondern wird in der Trommel gesammelt und beim Bremsenservice fachgerecht entsorgt. Die Arbeit an den Bremsen der Elektrofahrzeuge verlangt neben den Fachkenntnissen prinzipiell mindestens die Hochvolt-Qualifikation der Stufe 1. Während auf lange Sicht mit einem geringeren verschleißbedingten Serviceaufkommen zu rechnen ist, dürfte dadurch aber die Zahl der Aufträge steigen, da im Do-it-Yourself-Verfahren diese Arbeiten nicht mehr durchführbar sind. Harold, Bild: NK Autoparts

Quelle: AMupdate

ATEV Presse

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