Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) hat die Ergebnisse für das Jahr 2021 veröffentlicht. Der Reifenabsatz hat sich zwar erholt, ist aber noch weit von den Zahlen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie entfernt.
Rund 48,4 Millionen Reifen wurden im vergangenen Jahr im Reifenersatzgeschäft in Deutschland verkauft, das sind rund eine Million bzw. zwei Prozent mehr als 2020, als ein Rückgang in Höhe von elf Prozent verzeichnet werden musste. Das berichtet der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) nach Auswertung der Marktzahlen 2021. „Die Branchenlage hat sich leicht erholt, ohne jedoch auf das Vor-Corona-Niveau aufschließen zu können“, resümiert Michael Schwämmlein, Geschäftsführer Technik beim bundesweit tätigen Fachverband. „Im Vergleich zu 2019 liegt der Mengenabsatz im Gesamtmarkt noch um etwa neun Prozent zurück.“
Rund 90 Prozent des Absatzes machen die so genannten Consumer-Reifen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge aus. Lkw-Reifen liegen mit einem Marktanteil von rund 5,7 Prozent auf Platz zwei. Die restlichen rund vier Prozent entfallen auf die „Nischensegmente“ Motorrad-, Farm- (Landwirtschafts- und Forstfahrzeuge) und EM-Reifen (Baumaschinen). Verkaufsgewinner waren erneut die Ganzjahresreifen, von denen knapp 10,8 Mio. Stück abgesetzt wurden. Das waren 11,5 Prozent mehr als 2020, was einem Marktanteil von rund 27 Prozent entspricht. Der Zuwachs ging hauptsächlich zu Lasten von Winterreifen, deren Nachfrage um 5,1 Prozent auf 16,3 Mio. Stück zurückging. Sommerreifen für Pkw und Allradfahrzeuge stiegen um 1,8 Prozent auf 12,7 Mio. Stück.
Probleme im Flottenbereich
Trotz des leichten Mengenzuwachses im Vergleich zu 2020 blieb der Absatz von Pkw- und 4×4-Reifen immer noch rund elf Prozent hinter dem Ergebnis von 2019 zurück. Vor allem ein starker Rückgang im Pkw-Flottenbereich, die weiter gesunkene durchschnittliche Jahresfahrleistung und deutlich geringere Pkw-Neuzulassungen, die durch die Chipkrise bedingt waren und zu entsprechend geringeren Absätzen von Winter-Zweitradsätzen führten, verhinderten den Angaben zufolge eine stärkere Erholung des Pkw-Reifenmarktes.
Der Absatz von Reifen für leichte Nutzfahrzeuge stieg um 12,6 Prozent auf 3,84 Mio. Stück. Sie profitierten laut BVR von erneuten Zuwächsen im Online-Versandhandel sowie von der hohen Nachfrage nach Handwerksleistungen. Auch hier griffen die Kunden vermehrt zu Ganzjahresreifen. Mit einem Absatzplus von 21,4 Prozent machen sie inzwischen einen Anteil von knapp 38 Prozent am Mengenabsatz von Leicht-Lkw-Reifen aus. Aber auch der Absatz von Winterreifen wuchs um 9,8 Prozent, während Sommerreifen um vier Prozent zulegten.
Verhaltene Prognose
Aufgrund der anhaltenden Pandemie und der geopolitischen Situation sei die Entwicklung des Marktumfeldes im laufenden Jahr laut BRV extrem schwierig einzuschätzen. „Fakt ist, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine jetzt schon zum Teil massive negative Auswirkungen hat und weitere erwarten lässt: Engpässe in der Versorgung mit Rohstoffen und/oder Zulieferkomponenten für Reifenfertigung und Automobilherstellung gehen einher mit teils schon enorm erhöhten und weiter steigenden Kosten für Rohstoffe, Teile, Transport und die für die Fertigung benötigte Energie“, heißt es in den Ausführungen des BRV.
Vor diesem Hintergrund schränkt der BRV seine Wachstumserwartung für die Produktgruppe Pkw-/SUV-/4×4-Reifen auf derzeit rund drei Prozent ein, wobei sich voraussichtlich erneut das Segment Ganzjahresreifen am stärksten entwickeln wird. Für Sommer- wie auch für Winterreifen wird in dieser Produktgruppe bestenfalls eine sehr verhaltene Steigerung bis Stagnation erwartet.
Gedämpft sind auch die Aussichten für die Produktgruppe LLkw-/Transporter-Reifen: Hier hält der Verband zurzeit vier bis fünf Prozent Absatzzuwachs für möglich, womit das Segment Consumer-Reifen insgesamt auf etwas über drei Prozent Wachstum käme. Im Segment Lkw-Reifen rechnet der BRV, bedingt durch negative Einflussfaktoren wie starke Kostensteigerungen und Fahrermangel im Transportsektor höchstens mit einem Wachstum um ein Prozent. „Die derzeitige Situation lässt es fraglich erscheinen, dass das Absatzniveau von 2019 im Reifenersatzgeschäft in diesem Jahr auch nur ansatzweise schon wieder erreicht werden kann“, sagt BRV-Technik-Geschäftsführer Schwämmlein.
Quelle: AMZ/Ingo Jagels